Himmel auf Erden
Den Titel Paradies vergaben wir bereits dreifach: Der erste Platz geht an Maupiti, dicht gefolgt von Koh Lanta und dem Victoria Hotel in Can Tho. Wer will, kann unter den angegebenen Links gerne nachlesen. Wie also nennen wir es, wenn der Sand wie kleine Diamanten in der Sonne glitzert, die Kokosnusspalmen sich im Wind wiegen, die Wellen in beständigem Rhythmus heranrollen, die Lokalbevölkerung den Ort kaum je verlässt und Menschen, die hierherziehen, sagen, man solle es bloss niemandem verraten. Paradies? Elysium? Garten Eden? Für heute bleiben wir bescheiden: Himmel auf Erden.
Was ich euch jetzt beschreibe, klingt kitschig und deshalb
surreal, aber vielleicht ist es genau das Richtige für die Adventszeit voller
Hoffnung, Sehnsüchte und Erwartungen. Das Jahresende lädt zum Träumen ein von
einem neuen, besseren Jahr. Einem Jahr, an dem man vielleicht in den Flieger steigt
und dem Himmel einen Besuch abstattet. Wenn dem so ist, liefert dieser Text die
passende Destination dazu. Gleich vorweg: Himmel sind individuell und deshalb
ist dieser hier vielleicht nicht für alle geeignet.
Wir befinden uns momentan auf den Philippinen, genauer
genommen auf der Insel Palawan. Dies ist allerdings keine ausgefallene
Feriendestination oder ein Geheimtipp, sondern ein Muss für alle
Urlaubssuchenden auf dem Archipel. Wie alle steuerten wir zunächst die
offensichtlichsten Ziele an und landeten nach der Hafenstadt Puerto Princesa in
El Nido einem Backpacker-Paradies, wie wir es von Nepal über Indien bis nach
Ecuador schon zigfach gesehen hatten. Es gibt die heissgeliebte Pizza mit dem
passenden Rotwein, die Strände sind mit Elektroclubs gesäumt, jede angebotene
Tour ist ein Abenteuer und das Bier schmeckt wie zuhause – Yoga darf dabei
nicht fehlen! Wir erkennen durchaus die Vorzüge solcher Annehmlichkeiten, aber
dem Himmel ähneln sie nicht. Bereits als wir abreisten, zeigten sich die
Ortskundigen verwirrt über die Wahl unserer Destination und meinten nur, das
würden sie nicht kennen. Entsprechend lausig verlief der organisierte
Transport: weder die vereinbarte Zeit noch das Gefährt stimmten. Die Verantwortlichen
fühlten sich so schlecht, dass sie uns das Geld zurückerstatteten. Doch all
dies ist egal, seit wir im Himmel angekommen sind. Hier gibt es nur wenige
gepflasterte Strassen, dafür kilometerlange Sandstrände. Die Menschen kennen
nur wenig ausserhalb ihres Dorfes, doch das lieben sie innig. Die Auswahl an
Lokalitäten ist gering, doch die Gastfreundschaft und das Essen, insbesondere
die süssen Mangos, nähren. Die Wellen rollen nur im Winter an, doch dann den
ganzen Tag am gesamten Strand. Die lokalen Surfer, egal ob neunjähriger Junge
oder alter Haase, schnappen sich jede Welle, doch lassen uns gerne den
Vortritt. An alle, die keine Surferfahrungen haben: Normalerweise muss man sich
ihren Respekt erst verdienen, was wir mit unseren geringen Fähigkeiten
unmöglich könnten. Als wir mit einem ausgewanderten Belgier sprechen, meint er
ernst: «This is paradise – but don’t tell anybody!» Anscheinend hat es wirklich
niemand weitererzählt, denn ausser uns und zwei weiteren Schweizern, sind für
die ersten Tage keine anderen Tourist*innen auszumachen. Wir schätzen uns
unfassbar glücklich, diesen Flecken Erde erleben zu dürfen. Hier grüssen uns
die Schulkinder mit Namen und die Hotelangestellen bringen uns mit unfassbarer
Geduld ihre meistgesprochene Sprache Tagalog bei. Sogar die streunenden Hunde
sind freundlich, manchmal verspielt, aber immer mit genügend Abstand.
Die Farben des Meeres werden von Maupiti in den Schatten
gestellt und gewiss kann man hier nicht surfen wie in Teahupo’o. Das
Essensangebot sowie die servierten Cocktails können Koh Lanta nicht das Wasser
reichen und das Hotel Victoria sucht man hier vergeblich. Doch vielleicht ist
genau diese Unaufgeregtheit kombiniert mit der gelebten Gastfreundschaft so
bestechend. Den Himmel haben wir nicht gefunden, aber der Himmel auf Erden ist
in Alimanguan.
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