Kontrast von Surfmekka und Hindu-Pilgerstätte (28.11.13-4.12.13)

Nach der Hausbootstour entscheiden wir uns, nach Varkala ans Meer zu fahren. Dort gibt es den vielbevölkerten Strand am North Cliff, wo die meisten Unterkünfte und Restaurants stehen und den wenige Minuten entfernten South Cliff, mit spärlichen Verpflegungsmöglicheiten. An letzterem lassen wir uns nieder, um den Strand alleine oder wenn es hoch kommt mit höchstens fünf anderen Touristen zu geniessen. Der Strand am North Cliff hingegen ist übervoll, da sich Touristen oft dorthin bewegen, wo es viele ihresgleichen gibt. Komisch eigentlich. Neben Kaffee trinken, lecker essen und Reise weiter planen, versuchen wir, unsere vor 6 Jahren, damals mit Nik (Benjs Bruder) und Kollegen erworbenen Surffähigkeiten, weiterzuentwickeln.

Wir entscheiden uns, an drei aufeinanderfolgenden Tagen, Surfbretter zu mieten und dem arabischen Meer das Fürchten beizubringen. Na ja, zu Beginn war es andersrum. Nachdem es uns mit peitschenden Wellen in Kombination mit den harten Brettern, etliche blaue Flecken, Schürfungen, Beulen am Kopf und drei abgesplitterte Zähne zugefügt hat, sind wir fast soweit das Handtuch zu werfen. Gedehmütigt und im Stolz verletzt entscheiden wir uns dennoch weiterzukämpfen, werfen unsere geschundenen Körper in jede Welle, die uns das Meer entgegengeschleudert und werden schliesslich dafür belohnt. Wir schaffen es nicht nur die Weisswasserwellen, nein sogar richtige Wellen, wenn sie noch nicht gebrochen sind, zu surfen. Die Pauschtis sind gerüstet für Australien.

An unserem zweitletzten Tag in Varkala laufen wir spontan Lisa, welche wir in Mynamar kennengelernt und auf dieser Reise schon das dreimal wiedergetroffen haben, in die Arme. Indien ist (aus touristischer Perspektive) kleiner als man denkt.

 


 

Von den völlig unbesorgten Strandtagen, fahren wir mit einem Nachtzug weiter nach Madurai, eine indische Pilgerstadt. Obwohl im Moment (zum Glück) kein Feiertag ist, zeigt sich Madurai als vollgestopfter, stinkender Ort mit Rikschafahrern, die einzigartige Stimmbänder haben müssen. Anders lässt es sich nicht erklären, dass sie abends immer noch mit derselben ohrenbetäubenden Lautstärke am Herumschreien sind wie am Morgen. Die Hotels sind überteuert und dreckig wie noch selten auf dieser Reise. Hier klappert ein Gefährt durch die Stadt, welches beim Fahren eine solch grosse Abgaswolke hinterlässt, dass man diese von den Rooftopbars sehen kann. Waschmaschinen gibts nicht, da Handwäsche laut indischer Logik die Kleider sauberer macht, doch leider vergessen sie den Fakt, dass die Kleider nach dem Waschen mehr stinken als vorher. Kein Wunder wenn man sich die (Ab)wassertümpel anschaut, in welchen die Kleider geschwenkt werden. Die Kühe in den Seitengassen, sind für die Abfallverwertung zuständig, in die Tempelanlagen haben nur Hindus (also in Indien geborene Menschen, die weder Muslime noch Christen sind) Zutritt und das Sichereheitspersonal, welches mit Tascheninhalten, sei dies ein Tablet oder ähnlich Fragiles, so vorsichtig umgeht wie ein Hai, welcher sich in ein Opfer verbissen hat. Alles ist stets "no problem". Obwohl man sogar beim Kauf eines Biscuits über's Ohr gehauen wird, kann es auch so sein, dass sich Benj ohne gross zu feilschen, drei Shirts für den fairen Preis von total sechs Franken ergattert. Ob die Qualität so gut ist, wie sie scheint, wird sich nach der ersten Waschtortur, welcher die Shirts ausgesetzt werden, im nächstgelegenen Abwasserkanal der Stadt zeigen. Wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt, ist dies nicht gerade entspannend, aber es ist eben dieser Facettenreichtum, diese Gegensätze, welche Indien zu dem machen was es ist: Crazy!



Kommentare

  1. huere geil mitm surfe =)
    gruss klausimausi

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  2. Wirklich CRAZY, was ihr da erlebt!!!Ihr werdet ja Monate brauchen, bis ihr diese Erlebnisse mal "tischelet heit"....
    Uiuiuiu, abgesplitterte Zähne( Benj???); müsstest du wohl den Zahnschutz vom Unihockey zum Surfen benützen;-) Und Janina hätte da ja auch noch so etwas vom Kickboxen ;-)
    Ganz liebe Grüsse aus der Weihnachtsguetzliküche (Spitzbuben, Mailänderli, Brunsli, Zimtsterne und Baumnussguetzli sind fertig!!)

    Heit euch Sorg!

    Herzlich MaRu

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  3. Hallo ihr zwei
    Man kann euch doch nicht einfach so alleine lassen (abgesplitterte Zähne!) :-)
    Die gute Nachricht: Eure Fotos auf der Speicherkarte sind angekommen und auf einer externen Festplatte gesichert.
    Häbet's guet u liäbi Grüäss
    hh

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  4. Liebe Janina, lieber Benjamin
    Wir danken euch endlich ganz herzlich für eure Karte aus Indien! Seit unserem letzten Schreiben habt ihr erneut unheimlich viel Spannendes, Farbiges und auch für uns Europäer Unverständliches erlebt. Auf eure Berichte und wunderschönen Fotos mögen wir meist kaum warten.
    Wir hoffen, dass ihr weiterhin gesund und munter unterwegs sein dürft und noch viel mehr Neues und Interessantes entdecken könnt!

    Ganz herzliche Grüsse aus der vorweihnachtlich geschmückten Schweiz

    Regula und Martin

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