Vietnam: Zwischen Schmerz, Stärke und Schönheit
Vor über zehn Jahren waren wir schon einmal kurz in Vietnam, konnten damals jedoch nur Ho-Chi-Minh-Stadt und das Mekongdelta bewundern. Dieses Mal durften wir neben Süd- auch Nordvietnam geniessen und wir sind schwer beeindruckt. Beeindruckt von der direkten Art der Vietnames*innen, des Umgangs wie sie die schrecklichen Kriegsjahrzehnte auf- und verarbeitet haben, vom unfassbar leckeren Essen und nicht zuletzt von den allein in Hanoi fünf Millionen Rollern, die sich wie ein Fischschwarm durch die Stadt bewegen.
Nach fünf Wochen Vietnam
schwimmen wir mit, wenn es heisst, unbeschadet die Strasse zu überqueren. Wir
setzen nicht zum Crawlsprint an, eher zum gemächlichen Dauerschwimmen, denn so
lässt es sich besser durch die Blechlawine fliessen. Am anderen Ufer
angekommen, setzen wir uns in eines der hunderten Restaurants und lassen uns
Pho Suppen mit hausgemachten Nudeln, frische Frühlingsrollen oder den bekannten
vietnamesischen Kaffee servieren und schauen aus sicherer Distanz der
Blechlawine zu. Bis es jedoch zu einer solch florierenden Gesellschaft kommen
konnte, mussten die Vietnames*innen schlimmste Zeiten und schreckliche Taten
über sich ergehen lassen.
Vietnam wurde zusammengezählt
über 1'000 Jahre fremdbesetzt und kolonialisiert. Grösstenteils durch China aber
wie wohl allen bekannt ist, auch durch Frankreich. Zusätzlich haben über die
Jahrhunderte die Mongolei, Kambodscha, Japan sowie die USA mit ihren Vietnamkriegsunterstützern
Südkorea, Australien, Neuseeland, Thailand und den Philippinen, blutigste und dunkelste
Kriegsjahrzehnte nach Vietnam gebracht. Nach dem offiziellen Ende kriegerischer
Handlungen gegen Vietnam vergingen viele Jahre, bis auch die letzten Sanktionen
beseitigt wurden. Erst 1994 beendete US-Präsident Bill Clinton das nahezu
vollständige Handels-Embargo. 2016 kündigte Barack Obama an, dass das rund
40 Jahre alte Waffenembargo gegen Vietnam vollständig aufgehoben wird.
Trotz diesen Schreckensherrschaften,
welchen Vietnam immer wieder ausgesetzt war, entwickelte sich ein florierendes
Land mit Millionen von stolzen, gastfreundlichen, aber selbstbestimmten und in
ihrer Art sehr direkten, self-made people. Es ist wunderschön, dies zu sehen.
Zu sehen, dass sich dieses Land nie aufgab, die Menschen nie ihren Stolz sowie
ihre gesprochene Sprache verloren. Trotz über 1'000 Jahren direkter Fremdherrschaften
und Kolonialisierungen. Trotz all der brutalen Kriege und trotz all den Widrigkeiten.
Wir sind beeindruckt. Und reisen weiter, um irgendwann wieder hierhin zurückzukehren.
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