Mardi Himal Trek

Nepal, das Land des Himalajas und der unzähligen Möglichkeiten einen kleinen oder grösseren Berg hochzukraxeln. Wir entscheiden uns für einen mittelgrossen Berg und eine relativ neue, im Jahr 2012 eröffnete Trekkingroute, den sogenannten Mardi Himal Trek. Dieser wird als Geheimtipp angepriesen und sollte in 4-7 Tagen, auch ohne Bergführer, absolvierbar sein. Die bekannten Treks zum Mount Everest Base Camp oder der Annapurna Cirquit sind anscheinend zum Teil so überlaufen, dass man in einer Einerkolonne den Berg hochstapfen muss. 

Da wir unsere warmen Kleider von Hongkong aus in die Schweiz geschickt hatten, wir gingen davon aus, dass wir bis Ende Mai in Indien bei 40-50 Grad schwitzen werden, mussten wir in Kathmandu, der Hauptstadt Nepals, eine Jacke, zwei Paar warme Socken und einen kleinen Rucksack kaufen. Weil hier nur Fälschungen aus Nepal oder China zum Verkauf angeboten werden, bezahlten wir für das Ganze 34 sFr., was durchaus zu verkraften ist. Der Wanderschein, welchen man sich vor dem Trek kaufen muss, war da schon einiges teurer. 

Mit dem Ortsbus fahren wir von Pokhara nach Phedi, wo wir aussteigen und mit den einzigen zwei anderen Touristen, Jake und Charles aus England, ins Gespräch kommen. Wir wandern los und es geht für gut zwei Stunden senkrecht den ersten Hügel hinauf. Wir kommen vor den zwei anderen in Dhampus an, als es das erste Mal so richtig zu regnen beginnt. Nach einem kurzen Platzregen entscheiden wir, dass wir eine Station weiterwandern werden, da wir dem Zeitplan weit voraus sind. Nach einer guten Stunde kommen wir in Pothana an, wo es schon relativ kalt und stark bewölkt ist. Ein paar Minuten nach uns trudeln die zwei Engländer ein, welche mit ihren Turnschuhen und der spärlichen Ausrüstung schon recht ins Rutschen und Schlottern gekommen sind. Beim gemeinsamen Nachtessen erfahren wir, dass die beiden das erste Mal in den Bergen sind, sie sich gut informiert haben, jedoch schlecht beraten wurden. Wir erklären ihnen, was die Höhenlinien auf den Wanderkarten bedeuten, wie man sich am besten warmhält, dass man sein Tempo laufen muss, um möglichst ökonomisch zu wandern und noch ein paar andere nützliche Dinge. 
Nach einer ersten Nacht in den Bergen steht Benj am nächsten Tag um 5:00 Uhr auf, um den Sonnenaufgang zu fotografieren. Zu viert essen wir Frühstück und wandern durch den steilen, wunderschönen, wolkenverhangenen Nebelwald, etwas, was wir bisher noch nie gesehen haben. Nach anstrengenden vier Stunden kommen wir im Forest Camp auf 2'600m an, wo wir, die englisch-schweizerische Seilschaft, uns ein Viererzimmer schnappen. Dafür bezahlen wir umgerechnet pro Person nicht einmal 1 sFr., verpflichten uns aber, im angrenzenden Restaurant zu essen. Wenn wir uns nicht daran halten, würde es eine Busse nach sich ziehen. Die Gästehäuser hier haben alle dieselben Menükarten, dieselben Preise und eigentlich auch dieselben Zimmerpreise. Letztere werden zum Teil aber illegalerweise heruntergesetzt, damit man Kundschaft ins Restaurant locken kann. Die Essenspreise liegen ein Vielfaches über denen im Tal, was auch verständlich ist, wenn man bedenkt, dass alle Nahrungsmittel zu Fuss den steilen Weg hinaufgeschleppt werden müssen. 
Am dritten Tag wandern wir auf 3'600m ins High Camp und nun ist es so kalt, dass Benj dem frierenden Jack seine zweite Jacke ausleiht, denn ein T-Shirt und ein Faserpelz sind nun definitiv zu wenig. In dieser Nacht bricht ein Donnerwetter über uns herein, wie so mancher es wohl noch nie erlebt hat. Es blitzt und donnert im Sekundentakt, Regen, Hagel und Schnee prasseln auf unseren Wellblechverschlag und die Temperaturen drinnen im Zimmer sinken auf 0 Grad. Am nächsten Morgen stehen wir um 4:15 Uhr ­­– es ist noch stockdunkel – auf und essen Frühstück. Um 5:15 Uhr sehen wir eine leicht nebelverhangene, wunderschöne Berglandschaft vor uns und wandern los, in der Hoffnung den Mardi Himal Aussichtspunkt bei gutem Wetter zu erreichen. Es ist bissig kalt und unsere Engländer haben grosse Schwierigkeiten auf dem nassen, verschneiten Untergrund Halt zu finden. Auch für uns ist es herausfordernd, die letzten fast 1000 Höhemeter zu überwinden. Aber wir packen es und stehen um 6:30 Uhr auf dem Gipfel und geniessen die atemberaubende Aussicht bei bestem Wetter. 
Nach einer halben Stunde ziehen Wolken auf und wir steigen ab zum High Camp, wo wir uns mit einem warmen Tee zu wärmen versuchen. Die Wege von Jake, Charles und Petra, welche wir unterwegs auch noch aufgegabelt haben, trennen sich hier, da wir eine andere Abstiegsroute wählen. Nach drei weiteren Stunden erreichen wir Forest Camp und schlagen uns die Bäuche voll, um dann todmüde ins Bett zu fallen. Nach einer letzten Nacht in den Bergen nehmen wir ausserplanmässig, da Benj krank geworden ist, den zweistündigen Abstieg nach Landruk unter die Füsse. Von da fahren wir in einem Jeep voller Einheimischer zurück nach Pokhara, unserem Ausgangspunkt. 

Ein paar Tage später fahren wir, wieder genesen, nach Lumbini zur Geburtsstätte Buddhas (er hätte sich für die Geburt auch einen schöneren Ort aussuchen können) und von da zurück nach Kathmandu. Nun geniessen wir die letzten Tage in Nepal, bevor wir für zwei Wochen zurück in die Schweiz kommen, um an der Hochzeit von Benjs Bruder dabei zu sein. Darauf freuen wir uns riesig! Der Abschied am 6.6.2018 (wir fliegen nach Amerika) wird dadurch sowie durch die Treffen mit Familie und Freunden sicherlich nicht leicht für uns ausfallen...
 
Hier noch der Videolink zu unserem Trek: https://www.youtube.com/watch?v=hnLumWoi3KA&t

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