No Sightseeing, No Visitors

Seit unserem letzten Post sind wir per Bus, Zug und Fähre durch Hangzhou mit dem wunderbaren Westlake, Xiamen mit dem kuriosen Fischmarkt, Wuyishan mit dem Nationalpark und Quanzhou getingelt. Wir genossen jeweils prächtiges Wetter um die 20 Grad, was sich positiv auf Janinas Heilungsprozess auswirkte, welche nun wieder quietschfidel herumwuselt.
 
Obwohl Hangzhou wie Xiamen Millionenstädte sind, findet man dort zum einen den Westlake, welcher als UNESCO-Welterbe gelistet ist und die vor Xiamen liegende Insel Gulang Yu, die einem vergessen lassen, dass man sich in einer Grossstadt befindet. Bei den Sehenswürdigkeiten ist alles fussgängerfreundlich: Autos, Mofas und Fahrräder sind nicht erlaubt, was zu einer sehr entspannten und entschleunigenden Stimmung beiträgt. Diese Sehenswürdigkeiten sind in der Regel von chinesischen Touristen total überlaufen; nicht aber unter der Woche in der Nebensaison, also dann, wenn wir dort sind. Dasselbe Bild zeigt sich in der kleinen Stadt Wuyishan (200'000 Einwohner), in der Provinz Fujian. Auch das Wuyishangebirge zählt zum UNESCO-Welterbe, was dazu führt, dass die Region von Millionen von einheimischen Touristen besucht wird. Um diesen Massen ausweichen zu können, haben wir uns vorher im Internet schlau gemacht, denn vor Ort spricht niemand Englisch und alle Wanderkarten sind auf Chinesisch. Hier hilft einem auch die Übersetzungsapp nicht mehr weiter. Wir haben herausgefunden, dass die Touristenpfade im Nationalpark von den Menschenmassen total verstopft sind und man sich abseits dieser perfekt planierten "Strassen" bewegen soll. Nach dem Kauf eines Dreitagespasses wählen wir beim ersten Wegweiser mit der Auswahl "Mountain peak", "Toilet" und "No Sightseeing, No Visitors" letzteren richtungsweisenden Pfeil. Man läuft dann nicht mehr auf einer Planie mit all den anderen Touristen, sondern auf Wegen und Steintreppen, die gebraucht werden, um zu den Teefeldern zu gelangen. Was man dort sieht, verschlägt einem die Sprache. Man wandelt durch wunderbare Landschaften, Teeplantagen, die sich perfekt in die geschwungenen Hügel einfügen, sieht Palmen, Sträucher, Bäume, kleine Rinnsale, Flüsse, Klippen und hört keine Touristengruppen sondern Vogelgezwitscher.
Es stellt kein Problem dar, wenn man sich auf diesen Pfaden bewegt, vorausgesetzt man hat ein Navi dabei und trifft nicht auf ein Kloster mit einem daoistischen Mönch, der anscheinend etwas gegen Ausländer hat. Als wir uns überlegen, ob wir einen Fuss in den Vorhof des Tempels setzten wollen, springt der aufgebrachte Mönch um die Ecke, mit Irrsinn in den Augen und bewirft uns mit Steinen. Beim Umschauen nach neuem Wurfmaterial, machen wir ihm in breitem Berndeutsch verständlich, dass wir uns entfernen, was wir dann auch rasch tun.

Dies war und ist bisher jedoch das einzige negative Erlebnis, welches wir in den sechs Wochen in China erlebt haben, sind sonst doch alle immer überaus freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit. Sei dies, wenn wir mit unserer Übersetzungsapp Essen bestellen und die Bedienung mit einer Engelsgeduld danaben wartet oder jemand mit uns mitläuft, um den Weg zu weisen, Zugbilette für uns zu kaufen oder Unannehmlickheiten aus dem Weg zu räumen. Die Gastfreundschaft ist umwerfend und wir versinken jedesmal vor Scham im Boden, wenn Sie sich mit einem "please forgive me, no English" entschuldigen. Ich meine, wir sprechen ja auch kein Chinesisch.

Die Zeit geht rasend schnell vorbei und in zwei Tagen schon verlassen wir dieses faszinierende Land mit den wunderbaren Menschen, Landschaften und Essensgerichten Richtung Hongkong. Von dort geht es nach sechs Tagen weiter in unsere Lieblingsstadt Bangkok.

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