Mit Duracelltouristen Schritt halten (11.7.16)

Die ersten acht Tage sind wir im Eiltempo unterwegs, wie man es sonst von chinesischen Reisegruppen im Berner Oberland, genauer auf dem Weg zum Jungfraujoch, kennt. Dies hat den einfachen Grund, dass wir den ersten Teil der Südostasienreise mit unseren amerikanischen Travel Buddies Sasha und Andrew bereisen. Da die beiden während einem Jahr nur 15 Tage Ferien beziehen können und ihr Südostasienauszeit einen Drittel davon ausmacht, bereisen wir in diesen zehn Tagen drei Länder, besteigen dazu zwei Flugzeuge, eine Fähre und eine Unmenge an Taxis. Der Kurztrip führt uns von Singapur auf die Insel Langkawi in Malaysia, weiter nach Penang und von dort per Flugzeug nach Thailand in unsere Lieblingsmetropole. 

Das Tempo setzt uns zu. Es fehlen die gewohnten Sicherheiten wie: wir kennen nach drei Tagen endlich den guten Kaffee und die entsprechenden Kodewörter, um ihn zu bestellen; Janina weiss wo die sauberen Gratistoiletten der Stadt sind; jeder Taxifahrer erkennt uns schon von weitem und lässt uns links liegen (sehr gut!); Benj kennt die perfekten Zwischensnackrestaurants und wir brauchen keine Karte mehr um den Weg zu finden. 

Trotz des grossstädtischen Eiltempos sind viele Eindrücke hängen geblieben, die wir gerne mit euch teilen. Singapur bleibt uns in Erinnerung als eine beeindruckend reibungslos funktionierende Metropole, die mit Stolz zeigt, was es bedeutet eine der reichsten Städte Asiens zu sein. Wann immer möglich wird höher und besser und weiter gebaut; das Meer seiner Wellen beraubt, um mehr Land zu gewinnen. Die Strafen für Kaugummiausspucken sind horrend und so ein sauberes, blumig duftendes Little India haben wir noch nie gesehen. Ausserdem könnte sich die wie eine schweizer Uhr funktionierende SBB bei den Singa-Bundes-Bahnen noch eine Scheibe Pünktlichkeit abschneiden. Dazu gelernt haben wir ausserdem: Zu Mittagszeit ist mit gutem Grund niemand auf den Strassen Singapurs unterwegs - nach zehn Minuten unter der Sonne des Äquators ist das Fleisch gar und frau ist servierfertig.








Zwei Tage und zwei Flugstunden später stehen unsere Füsse auf malayischem Boden; die Seele ist solangsam weg aus der Schweiz und irgendwo zwischen Himmel und Singapur hängengeblieben. Steuert man, wie wir, nur die Touridestinationen Malyasias an, bleibt nicht viel hängen von diesem restriktiven muslimischen Staat, der eine Scharia hat, die die nicht-muslimische Bevölkerung benachteiligt. Zu Id-al-Fitr (Fest des Fastenbrechens nach dem Fastenmonat Ramadan) ankommend, bekommen wir die malayische Bevölkerung kaum zu Gesicht: Jeder muslimische Staatsbürger reist weg aus der Touriregion (in unserem Fall Langkawi und Penang) und besucht die Familie auf dem Festland. Schade. Wir wollen unbedingt zurückkehren und mehr über dieses Land lernen...






Ein Flugzeug später (an alle Geografielehrer, die wir kennen: Es tut uns leid, aber irgendwie scheint fliegen für Amerikaner so umweltfreundlich zu sein wie unsere Biomüsliriegel aus Brasilien) kehren wir heim nach Bangkok - eine Stadt, an die wir unser Herz vor fünf Jahren verschenkt haben. Im Unterschied zu Sasha und Andrew kennen wir bereits viel und können getrost einen grossen Teil des Sightseeings auslassen. So können wir am Nachmittag ohne weiteres unser Condo-Zimmer geniessen und den Weekend Market Chatuchak wird zu einem Tagesausflug anstelle eines Stundenprogramms.

Heute morgen sind die mittlerweile todmüden Duracelltouristen in aller Herrgottsfrühe abgereist. Die Seele ist nun in Südostasien angekommen und wir geniessen zwei weitere Tage in Bangkok, bevor es weiter nach Indonesien geht.

Kommentare

  1. Ihr Lieben
    Fasziniert haben wir eure eindrücklichen Bilder angeschaut und euren intensiven Bericht gelesen. Vielen lieben Dank. Nun wünschen wir euch ein ruhigeres Reisetempo :-) Herzliche Grüsse aus Ystad. Leider nicht mehr aus dem Zelt in den Dünen, es ist aber trotzdem schön! MaRu und Hene

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  2. Gut macht ihr das, ihr Reisefüdlen. Und immer wieder erstaunlich, dass sich Menschen mit Reisen, Orten "wo sie gewesen sind" und Städten "die sie gesehen haben " brüsten, ohne sie jemals gefühlt zu haben. Und eigentlich ohne jemals wirklich weg gewesen zu sein aus ihrem selbstgebauten goldenen Käfig, aus dem sie doch mit ihren "wilden Reisen" sehnlicht fliehen möchten..

    Geniesst euch, das Leben und die Freiheit, genau das zu tun, was ihr wollt. Weil es um die Momente geht, die eure Herzen berühren und nicht die Fotos auf euren Kameras... Cheers!

    Tamara

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