Benj rettet Leben und landet im Spital (17.7.16)

Nach fünf Nächten in der Hauptstadt Thailands kehren wir unserem liebgewonnen Moloch den Rücken und steigen in ein Flugzeug mit Destination Medan auf Sumatra, Indonesien. Der Reiseführer erklärt, die meisten Touristen würden Medan meiden, da es dort nichts gäbe, was sie interessiert. In einem Nebensatz steht jedoch, dies geschehe zu Unrecht; für uns ist dies Grund genug, Medan eine Chance zu geben und wir werden dafür belohnt. Wir wenden den altbewährten Trick an: je schlechter die statt, desto besser muss die Unterkunft sein, damit das Wohlbefinden stimmt. Das Karibia Boutique Hotel bietet alle Annehmlichkeiten von Fernseher über Wifi bis zu klimatisiertem Kraftraum, um als perfektes Refugium zu dienen, sobald uns die Stadt zu laut, stickig oder dreckig wird. Wir entdecken eine vielfälltig drei Millionen Metropole mit Menschen jeglicher Herkunft und Religion. Gleich nach der ersten gescheiterten Hotelsuche lernen wir die Blue Bird Taksi aka Blue Angels kennen: Das freundlichste, zuverlässigste und ehrlichste Taxiunternehmen Südostasiens mit einheitlicher Fahreruniform, einheitlichen Taxifarben und einheitlichen Preisen. Unglaublich. Wann immer wir irgendwo nicht mehr weiterkommen, eilt ein blauer Engel herbei. Zweimal lassen wir uns dazu hinreissen, nicht auf unsere Engel zu warten und sogleich müssen wir uns mit Händen und Füssen gegen fiese Abzockerein wehren. Mal insistiert Benj, das Taxi müsse sofort anhalten und wir würden auf der Stelle aussteigen, mal ist es Janina, die dem Taxifahrer mittels Übersetzter erklärt, dass wir keine Mindestgebühr bezahlen.

Medan gefällt uns mit jedem Essen und jeder neuentdeckten "Sehenswürdigkeit", wie dem alten Flughafen Pandian, einer Moschee mit sängerisch talentiertem Muezzin, dem Vergnügungspark im Dachgeschoss einer Mall und dem ab 16.00 Uhr zum Sportstadion mutierenden Stadtpark mit Essensmeile. Janina trifft auf ein paar Boxerinnen und kann es nicht lassen, die beiden Trainer zu fragen, ob es möglich wäre mitzutrainieren. Natürlich ist es möglich, bloss nicht morgen, da fahren sie zum Sparring anderswo hin, ansonsten gerne täglich von 07.30-08.30 Uhr und von 16.00-18.00 Uhr - sobald wir nach Medan zurückkehren, wird dies zu oberst auf der To-do-Liste stehen.
 






Am dritten Tag geht es mit dem öffentlichen Bus und entsprechendem Standard weiter zum Tobasee, dem gösten Kratersee der Welt, der vermutlich die Entwicklung des Homo Sapiens mitbeeinflusst hat.

Beim Ufer des Tobasees enden die Strassen und weiter geht es per Fähre zur Insel (Samosir) auf der Insel (Sumatra).




Wir beziehen eine der unzähligen Unterkünfte, gehen lecker essen und fallen schon relativ früh, todmüde in die Federn. Am nächsten Tag mieten wir, nach einer Joggingeinheit und Abkühlung im See, einen Roller, um die Insel zu erkunden. Wir tuckern los, machen einen Fotostopp hier, eine Tempelbesichtigung da und nach einer gut einstündigen Fahrt, entscheiden wir, noch die Stadt Pangururan anzusteuern. Eine folgenschwere Entscheidung, die unsere ganzen Ferienpläne auf den Kopf stellen wird, wie sich bald herausstellen soll. Mit etwa 40km/h fahren wir die übersichtliche Strasse entlang, als plötzlich ein kleiner Junge aus dem Gebüsch auftaucht und ohne sich umzublicken auf die Strasse watschelt. Auf Benjs Hupen hin bleibt er abrupt stehen und entscheidet sich dann für das Dümmste: Er rennt los. Dies führt zu einer Notbremsung, was auf der nassen Strasse das Hinterrad unseres Rollers ausbrechen lässt und ehe wir uns versehen, küssen unsere weichen Körper den doch etwas härteren Asphalt. Und das Ganze bei 40 Sachen und kurzen Hosen. Wie ging das newtonsche Gesetz gleich nochmal? Masse x Beschleunigung = Autschis? Angewandte Physik also. Janina steht aus unerklärlichen Gründen sofort auf und scheint bereit zu sein, alles was kommen mag abzuwehren. Benj hat es da schon übler erwischt, kann er doch aufgrund seiner filletierten Knien kurzzeitig nicht aufstehen. Die Menschenmasse am Strassenrand, wahrscheinlich Familienmitglieder des kleinen, nun in der Ecke stehenden Jungen, eilen sofort herbei und helfen Benj von der Strasse. Am Strassenrand werden wir kurz versorgt, bevor wir von ein paar Dorfbewohnern zum nicht weit entfernten Medical Center gefahren werden. Dort werden die Wunden an Knien, Armen und Rücken fachmännisch geputzt und versorgt. Die Betonung liegt auf fachMÄNNISCH, denn die Fachfrau welche Janinas Wunden versorgt, macht einen dilettantischen Job und wird dafür von Ihrem Chef zusammengestaucht. Nach einem Gruppenfoto mit dem "Ärzte"-Team und dem Austausch der Facebookname - der Arzt hat darauf bestanden - werden wir mit dem Pickuptruck des Ehemannes einer Krankenschwester zur Unfallstelle gefahren. Dort wird der Roller aufgeladen und unsere Reise geht, mit einem Stopp am Geltautomaten und dem Einkauf in einer Apotheke, weiter ins 1.5h entfernte Tuktuk zu unserem Guesthouse. Dort wird der Fahrer bezahlt, Benj geht ins Bett und Janina feilscht mit dem Rollervermieter um den Preis, welchen wir für den kaputten Rückspiegel berappen müssen. 15 Franken sind's zum Schluss.

Nach einer erholsamen Nacht wechseln wir in ein teureres Resort, mit Shuttle-, da Benj nicht laufen kann, und Schutzengelservice. Die deutsche Ärztin Brigitte bietet, als sie Benjs Knie erblickt, sofort ihre Hilfe an. Die nehmen wir umgehend an und werden bestens von ihr betreut. Morgen haben wir sogar einen Nachuntersuchungstermin bei ihr und daneben bleibt noch genug Zeit, unsere Ferien neu zu planen, da Tauchen und Dschungeltrekking nicht mehr möglich ist.





  
Schutzengel scheinen hier keine Seltenheit zu sein, denn der kleine Batak-Junge verdankt ihnen seine Unversehrtheit. Wären wir nicht hingeknallt, würde er wahrscheinlich nicht mehr unter uns weilen...


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