Grown-ups still like to play - the toys just get more expensive (5.8.16)

Wir mutierten gezwungenermassen zu Cityhoppern, obwohl zu Beginn dieser Ferien tauchen und trekken auf dem Programm standen. So hüpften wir von Singapur nach Penang, hü-hüpf nach Bangkok (kurzer Nichtstadtstopp auf Sumatra) und weiter nach Kuala Lumpur, Putrajaya, Melaka und Johor Bahru. Wir sind nun Kenner der besten Foodcourts und schlechtesten Malltoiletten, sowie aller WiFi-Spots und laufenden Kinofilme. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt: Mit heilenden Knien und etwas Glück würden wir noch das Meer erreichen...

Kühn planen wir unseren Ferienabschluss auf Pulau Sibu und nehmen dazu etwas mehr Geld in die Finger, mit denen wir gleichzeitig ganz stark unsere Daumen drücken, damit wir die Nötchen nicht mit beiden Händen aus dem Fenster werfen. Die Horrorvorstellung: von Sonne, Sandstrand und Salzwasser umgeben zu sein, ohne auch nur damit in Kontakt kommen zu dürfen. Benj hegt und pflegt was das Zeug hält, manchmal übertreibt er's ein bisschen; rupft und zupft schon mal, was man wohl besser in Ruhe lassen würde.

Am zweiten August erreichen wir die Küste vor der Insellandschaft im Osten von Malaysia, da wo gerade kein Monsun ist. Wir werden vom Resortboot abgeholt und brettern über die raue See - obwohl so rau ist die wohl gar nicht, wir sind bloss nicht seeerprobt und etwas ängstlich, was die Wellen ins unermesslich anschwellen lässt. Vom Meer auf die Insel Sibu blickend ist unser Resort gar nicht zu erkennen, da sich die kleinen "Chalets", wie die Bungalows hier ironischerweise genannt werden, aus Naturmaterialien perfekt in die Umgebung einfügen und die im Schatten der Bäume sonnenbadenden Menschen unsichtbar sind.



Mit festem Boden unter den Füssen werden wir herzlich von Nat empfangen und merken sogleich, dass man sich die Namen der Inselbewohner besser sogleich merkt, denn  das "Hi, I'm Nat, what's your name?" ist hier nicht eine Floskel, sondern die kennen einen dann wirklich alle! Der kleine Mikrokosmos setzt sich zusammen aus Heather, der Yogalehrerin aus Toronto, Dan, dem Hauswart aus Manchester, Cat, der Resortmanagerin aus London, John dem Divemaster aus Durban (Südafrika), Akim dem Volleyballsspieler von der Insel (bestimmt arbeitet der auch, wir haben es bloss noch nicht bemerkt) u.v.m. Alle kennen sich und scheinen sich zu mögen - paradisisches Inselleben eben. Wir tauchen ab der ersten Minute voll ein, verlangsamen unser Tempo auf Inselgeschwindigkeit, essen viel und gesund und trinken abends Cocktails, jedenfalls Janina. 





Benj traut sich schon am ersten Tag ins Wasser, hat keine Schmerzen und fühlt sich wie neugeboren. Schnorchelnd erkunden wir die Unterwasserlandschaft und Benj sichtet sowohl Riffhaie wie Rochen. Nachmittags verrenken wir unsere Gelenke zu Heathers Asanas, konzentrieren uns auf unsere Atmung und bringen dabei unsere Gedanken zur Ruhe. 

In den Tauchlehrer John haben wir Vertrauen gefasst und melden uns am dritten Tag zu unserem "DSD" ("Deutschland sucht den..." oder in der Tauchsprache "Discover Scuba Dive") an. Wir lernen gleich zu Beginn wofür SCUBA steht: Self Contained Underwater Breathing Apparatus" und dass die Theorie nur minimal ist, bzw. man relativ bald ins lauwarme Wasser springen muss. Benj hat etwas Angst, Janina dafür Druck auf den Ohren. Nach zehn Minuten Eingewöhnungszeit im Wasser fühlen wir uns bei John bestens aufgehoben und vergessen glatt, dass der Mensch sich weder dreidimensional zu bewegen, noch unter Wasser zu atmen vermag. Die brennende Anemone aka Nemos Zuhause und die fiese Gravitation, die den ungeübten Taucher zwischen Wasseroberfläche und Meeresgrund ping-pongen lässt, rücken in den Hintergrund und es eröffnet sich uns eine vollkommen neue, faszinierende Welt voller Schönheit und Überraschungen. John beschreibt es gut: "As if you would travel through a wormhole to a completely different universe." Wir fühlen uns wie kleine (schweizer) Kinder, die zum ersten Mal das Meer sehen, nur eben aus einer anderen Perspektive, aber immer noch spielerisch neugierig. Und weil John so zitierfähig ist: "Grown-ups still like to play - the toys just get more expensive." Frei übersetzt: "Die Usgwachsnige tüe gäng no gärn sangele - jitz eifach mit tüüre Legos."

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