Whisky, Trommeln und Neujahr im tiefen Dschungel

Am 19.9 flogen wir von Hat Yay nach Chiang Mai und hier werden wir bis am 28.9 bleiben, bevor es nach Bangkok geht. In dieser Stadt gibt es unzählige Touranbieter, die alle dasselbe verkaufen: Trekking with elephant riding and bamboo rafting. Diese sind nicht das was wir suchten. Man trampelt in 12er Gruppen durch den Dschungel und kriegt eine Fast Food Tour (billig, überloffen und nicht satt machend) angeboten. Nach langem Suchen stiessen wir auf eine doppelt so teure Dreitagestour, ohne Elefanten und Flossfahrt, die man in einer 5er Gruppe bewältigt. Die haben wir gebucht und waren hell begeistert!

Am ersten Tag wanderten wir durch malerische Landschaften, saftig grüne Reisfelder und über Bergkuppen Richtung Dschungel und dem ersten Karen Dorf, indem wir übernachten würden. Die Karen sind eine Bevölkerungsgruppen, die ursprünglich aus Burma stammen und zum Teil im 17. Jahrhundert eingewandert oder ab 1984 nach Thailand geflüchtet sind. Mittlerweile leben 400’000 Karen in den Bergen von Thailand und die meisten sind weder burmesische noch thäiländische Staatsbürger. Das heisst, sie dürfen ihr Gebiet nicht verlassen und kommen an den unzähligen Polizeicheckpoimts der thailändischen Polizei nicht vorbei. Sie leben in einem Reservat, wie die Indianer in Amerika. Die Karen haben ursprünglich ein animistisches Weltbild, gehören heute aber je nach Stamm dem Katholizismus oder Buddhismus an. Augenfällig ist die Sauberkeit und der Wohlstand der christlichen Karen.

An diesem ersten Abend nächtigten wir in einem animistischen Karendorf (ohne Strom, fliessend Wasser, Matratzen, Mückennetze oder sonstige Annehmlichkeiten), welches gerade “Neujahr” (offenbar findet dies vierteljährlich statt) wiederholte, da sich ein junges Karenpärchen vor der Hochzeit nicht enthaltsam zeigte. Neujahr bedeutet in erster Linie gemeinsames Reiswhisky trinken, Hühnerknochen kauen, beten und trommeln. Wird dieses Ritual sachgemäss vollzogen, beginnt alles von vorne und die begangenen Vergehen sind vergessen. Relativ schnell wurde unsere Gruppe zwangsintegriert (Reiswhisky in die Hand gedrückt und runter damit...) und musste in der Finsternis mit dem halben Dorf von Hütte zu Hütte ziehen.

Benj trommelte fleissig mit und vertrieb, was zu vertreiben war:

Nach einer Nacht auf dem Holzboden, wurden wir um 5 Uhr von Schweinegrunzen, Hahnenkrähen und Reisstampfen geweckt. Zum Frühstück gab’s Reissuppe, zum Glück ohne leckeres Eichhörnchencurry oder Hühnerköpfe, welche wir dankend ablehnten. Tagesziel war eine von Eggy (der selbsternannte Brad Pitt und unser Tourguide) selbstgezimmerte Bambushütte im Dschungel, welche wir nach einer Mittagspause am Fluss innert drei Stunden erreichten. Dort angekommen legten sich die dazugewonnen Karenguides ins Zeug, um unseren Aufenthalt im Urwald möglichst angenehm zu gestalten: Bambuslöffel, -becher, -messer, -kochtöpfe wurden geschnitzt, junger Bambus gefällt um frische Bambussprossen zu schälen, Fische gefangen und Gemüse geschnitten.

Der letzte Tag führte uns dem Fluss entlang bzw. im Flussbett durch eine Fledermaushöhle auf einen Berg zu einem nächsten Karendorf, indem uns ein Pick-up erwartete und zurück in die Zivilisation karrte. 















Kommentare

  1. Das tönt ja extrem spannend und abenteuerlustig, merci für den blog, macht viel Spass zu lesen. Danke auch für die Föteli und den Film :-)

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  2. aawww das Föteli mit öich zwöine im Dräckwasser, so härzig, schad hani dr "like"-button nid gfunge. "Neujahr bedeutet in erster Linie gemeinsames Reiswhisky trinken, Hühnerknochen kauen, beten und trommeln" chani us ethnologischer Sicht so nid ungerschribe ;) ;)
    Liebi Grüess useme goldige Herbst mit Liz.Schlamassel, Schweini

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  3. Hej hej ihr Lieben
    Was ihr in diesen zwei Monaten bereits erlebt habt...Das tönt alles so spannend und die Fotos dazu sind herrlich! Ein Jööööö für die Foto von euch beiden im Wasser. Einfach schön, euch zu "sehen"!!!!
    Herzliche Grüsse
    MaRu

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